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20. August 2016
Olympiasieg für Titanen-Vorturner Fabian Hambüchen

wolf Biedenkopf. Um kurz nach 21 Uhr weichen Aufregung und Anspannung großer Freude und ausgelassenem Jubel – in Rio ebenso wie in der Heimat. Fabian Hambüchen gewinnt am Dienstagabend in seinem letzten Wettkampf auf der Weltbühne die olympische Goldmedaille. Endlich. Nach Bronze in Peking und Silber in London ist der Turn-Titan am Ziel seiner Träume. Zur selben Zeit dröhnen in Wallau Jubelschreie durch das Hainbachtal.

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Michael Wolf (Foto) weint Tränen der Freude. Schon während der Übung von Hambüchen, zu Beginn des Finals, schallten seine Anfeuerungsrufe durch die offene Balkontür ins Freie: „Häng. Steh. Ich habe genauso geplärrt, wie sonst bei jedem Wettkampf in der Bundesliga“, sagt Michael Wolf und lacht. Schließlich habe seine Mutter, die einige hundert Meter entfernt wohne, ihm später erzählt, dass sie jedes seiner Worte glockenklar verstanden habe. „Ich wollte Fabi einfach nur anfeuern und unterstützen“, erklärt der Edelfan der Kunstturnvereinigung Obere Lahn. Zur Siegerehrung habe sein Vater eine Flasche Sekt geköpft und die ganze Familie auf den deutschen Turnhelden im fernen Brasilien angestoßen. Ortswechsel. Bad Laasphe. Dort sitzt Wenke Lückel-Fiecker zusammen mit Mann Patrick und Sohn Sunny vor dem Fernsehgerät. Sie verstecken vor Aufregung die Gesichter hinter dem rot-weiß-schwarzen KTV-Schal, den sie gemeinsam in den Händen halten. Die ersten Tränen fließen hier schon vor Beginn des Wettkampfes. „Wir fieberten schon seit Tagen auf diesen Moment hin“, sagt Wenke. Die Familie sitzt bei jedem Wettkampf der Kunstturnvereinigung hinter der Bande; Sunny trainiert und turnt selbst in und für Biedenkopf. Zudem hat Wenke Lückel-Fiecker die Biographie von Fabian Hambüchen gelesen und weiß daher umso besser, dass der Eliteturner schon seit frühesten Kindertagen von der olympischen Goldmedaille träumt. „Und wir haben uns für ihn so sehr gewünscht, dass es endlich klappt“, sagen die Fieckers. Als der Wetzlarer nach der Darbietung die Fäuste ballt, atmet die Familie auf. „Das war eine Bombenübung“, sagt Wenke, die nur während des Wacklers beim Abgang kurz zitterte. Bei der Ehrung habe sie „Rotz und Wasser“ geheult: „Sensationell!“ Plötzlich erreicht die Familie eine Nachricht auf dem Handy. Sie ist dem Moment dieses besonderen Erfolges geschuldet und kommt von einer guten Bekannten, die zugleich Lehrerin an Sunnys Realschule ist: Melanie Dietrich aus Hesselbach. Sie erinnerte sich in diesem sporthistorischen Augenblick an die Zeit ihres Studiums. Während des ersten längeren Lehrpraktikums an der Schule in Wetzlar, hatte dort in „ihrer Fünften“ im Deutschunterricht nämlich ein Junge mit rötlichen Locken gesessen: Fabian Hambüchen. Seine Karriere habe sie danach über die Medien verfolgt und manchmal schmunzelnd gedacht: „Guck mal, da turnt ein ehemaliger Schüler!“ Sogar einer ihrer ersten überhaupt.
Biedenkopf. Oberstadt. Philipp Wiemers schaut das Finale an der Seite von Freundin und guten Freunden. Mit dabei ist auch Andrey Likhovitskiy, der wenige Tage zuvor selbst noch im Mehrkampffinale der Olympischen Spiele geturnt hatte. Wiemers, der Vorsitzende der Kunstturnvereinigung Obere Lahn, freut sich mit seinem langjährigen Kumpel: „Das hat Fabi nach all den Jahren des Verzichts, in denen andere Dinge immer hintan stehen mussten, einfach verdient. Das ist der krönende Abschluss seiner internationalen Karriere!“
Fabian Hambüchen hatte das Finale eröffnet. Ihm folgte der als Topfavorit gehandelte Niederländer Epke Zonderland, der Olympiasieger aus London. Dieser hatte zwar eine nochmal schwierigere Übung vorbereitet, stürzte dann aber nach wenigen Sekunden auf die Bodenmatte und schied aus dem Medaillenrennen aus. „Epke hat mir in dem Moment einfach Leid getan“, gesteht Michael Wolf. Philipp Wiemers betrachtet den unvorhergesehenen Abgang des Niederländers mit einem Augenzwinkern: „Er hat diesmal zum Glück für Fabi geturnt!“ Auf den Absturz von Zonderland folgen furchtbare Minuten des Wartens – in Rio und in der Heimat. Ein Turner nach dem anderen wirbelte um die Reckstange. Irgendwann ist Bronze sicher, danach Silber. Und dann kommt als letzter Mann am Gerät Danell Leyva. Der amtierende Vizeweltmeister am Reck hat grundsätzlich das Potential, Hambüchen von Spitzenplatz zu verdrängen. Doch das ausgewiesene Fachpublikum in der Oberstadt realisiert bereits während der Übung, dass der US-Amerikaner die Leistung von Fabian nicht übertreffen wird. Tatsächlich landet Leyva schließlich mit 0,266 Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz.
Mit viel Vorfreude blickt Wiemers nun auf die bevorstehende Bundesligasaison. Neben Olympiasieger Hambüchen und Finalist Likhovitskiy, wird mit Scott Morgan aus Kanada ein dritter Olympionike für den Verein an die Geräte gehen. Eine bemerkenswerte Bilanz: „Für uns waren es sehr gute Spiele“, sagt der Vorsitzende stolz. Alle – Michael, Wenke, Philipp und der gesamten Turnfamilie von der Oberen Lahn – richten den Blick bereits auf die wahrscheinlich hoch spannende Saison in der Bundesliga. Allerdings hat Patrick Fiecker einen Wunsch: „Wir hoffen, dass Fabi das Ding mal mit in die Halle bringt!“ Gold für Biedenkopf? Allemal verdient!

Saisonvorschau:

Dreimal turnt die KTV in dieser Saison vor heimischem Publikum: am 8. Oktober gegen TSV Monheim und am 19. November im Lokalderby gegen die Siegerländer KV in der Halle der Lahntalschule in Biedenkopf sowie am 22. Oktober gegen TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau in der Georg-Gaßmann-Halle in Marburg. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet auf der Seite www.ktv-oberelahn.de
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