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30. Oktober 2013
Obere Lahn bereits für das Finale qualifiziert

KTV Obere LahnBiedenkopf. Als Fabian Hambüchen, der letzte Turner des Abends, seine atemberaubende Flugshow am Reck in den sicheren Stand brachte, riß der Vizeweltmeister beide Fäuste nach oben. Auch das Publikum in der erneut ausverkauften Lahn-Arena feierte lautstark seine Helden, die sich auf der Bodenmatte schon in den Armen lagen – und inmitten des Troubels skandierte Cheftrainer Albert Wiemers: „Finale, Finale!“
In der zweiten Saison in der ersten Bundesliga schaffen die Biedenkopfer Turner die Sensation: Mit dem zu keiner Zeit gefährdeten Heimsieg gegen die sympathischen Gäste aus Ostdeutschland, sicherte sich die mit fünf Siegen noch ungeschlagene KTV-Riege schon zwei Wettkämpfe vor dem Ende der Saison einen Platz unter den ersten vier Mannschaften und damit ein Ticket für das Ligafinale in Karlsruhe. „Das ist absoluter Wahnsinn“, strahlte der Trainer und erinnerte, dass das Minimalziel der Klassenerhalt gewesen sei. Doch nach dem starken Saisonstart habe der Verein mit dem Finaleinzug geliebäugelt. „Und unser Ziel war, das heute zu schaffen“, verriet Turner Felix Wiemers. Die Gastgeber starteten zwar als Favorit in den Wettkampf, unterschätzen aber zu keiner Zeit das hohe Potential der Gäste, die Albert Wiemers besonders an Boden und Sprung auf Augenhöhe vermutete. Doch vom ersten Gerät an gaben die Biedenkopfer Vollgas: Schon am Boden wiesen Hambüchen, Wiemers und Andrey Likhovitskiy mit drei starken Übungen die Herausforderer in die Schranken. Nur Matthias Fahrig, der amtierende Deutsche Boden-Meister, sammelte fünf Punkte gegen Fabian Lotz. Auch am Pauschenpferd, auf dem

Likhovitskiy mit einer „Wahnsinnübung“ 15,25 Wettkampfpunkte einstreicht und von dem die Gäste gleich mehrmals absteigen, und ebenso an den Ringen, siegt Obere Lahn souverän, muss sich nur in je einem von vier Duellen geschlagen geben – und führt zur Pause mit 31:12. Am Sprungtisch liefen die Turner aus Chemnitz und Halle zur Höchstform auf, gewannen das Gerät sogar nach Wettkampf-, nicht aber nach Scorepunkten. Davon sammelten die begnadeten Taktiker aus der Lahnstadt einen Zähler mehr ein – 7:6. Doch schon am Barren stellte die KTV mit einem 11:4-Sieg das bisherige Kräfteverhältnis wieder her und krönte die Festspiele schließlich am Reck. Dort begann  Andrey Likhovitskiy mit einer Übung, in die er gar „sein“ Element einbaute – bei der Weltmeisterschaft hatte der Turnverband eine bisher von keinem anderen Turner gezeigte Kombination des Weißrussen als „den Likhovitskiy“ in das Regelbuch aufgenommen. Überragend buchte zunächst Lotz fünf Punkte gegen Tim Leibiger, danach Thore Gauch drei gegen Ivan Rittschik auf das Konto der Biedenkoper. Im letzten Duell zeigte Nationalturner Matthias Fahrig mit 14,15 Wettkampfpunkten die dahin stärkste Übung am Gerät, die Fabian Hambüchen aber mit sensationellen 15,95 Zählern deutlich überbot. „Der Wettkampf lief bombastisch, wir haben fast keine Fehler gezeigt“, resümierte Felix Wiemers. Auch Matthias Fahrig, der mit dem MTT bisher sieglos im Tabellekeller um den Klassenerhalt kämpft, zog Bilanz: „Wir haben heute zu viele Fehler gemacht, hätten aber auch ohne keine Chance gehabt.“ Den Wettkampf habe er trotzdem genossen, denn das Publikum vor Ort sei fair und die Stimmung riesig. Zum Dank hatte sich Fahrig sogar tief vor den Biedenkopfer Turnfans verbeugt. „Es hat großen Spaß gemacht, hier zu turnen!“ Dem kann auch Jasper Vennemann nur beipflichten. Vor neun Monaten war der KTV-Turner zu einer Weltreise aufgebrochen und ging am Wochenende zum ersten Mal wieder vor heimischer Kulisse an die Geräte. Nach der langen Pause hat der Niedersachse seit August intensiv trainiert und mischt vor allem an den Ringen mit. „Da bin ich schon wieder auf einem starken Niveau“, bestätigt Vennemann.
Als einzige Mannschaft der Liga hat die KTV noch keinen Wettkampf verloren – mit Wetzgau und Saar warten aber noch zwei sehr starke Gegner auf die Hessen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo die KTV in beiden Duellen chancenlos war, werden die Karten diesmal neu gemischt: „Die anderen müssen angreifen“, weiß der Cheftrainer. Er favorisiert zwar beide Gegner, weiß aber auch, dass sein Team viel leisten und ohne großen Druck turnen kann. „Wir werden weiter Vollgas geben“, verspricht Felix Wiemers. Denn ob die KTV in Karlsruhe um den dritten oder den ersten Platz kämpfen wird, steht noch in den Sternen. Likhovitskiy hat die Richtung aber schon vorgegeben: „Ich würde lieber um den ersten Platz kämpfen…“

Ergebnis: KTV Obere Lahn – MTT Chemnitz/Halle 62:22 Scorepunkte; 12:0 Gerätepunkte; 332,55:317,50 Wettkampfpunkte. Boden 10:5: Hambüchen – Leibiger 4:0; Likhovitskiy – Rittschik 3:0; Lotz – Fahrig 0:5; Wiemers – Lidner 3:0. Pferd 10:4: Hambüchen – Bock 3:0; Lotz – Rittschik 0:4; Quensell – Fahrig 2:0;  Likhovitskiy – Lindner 5:0. Ringe 11:3: Lotz – Bock 3:0;  Likhovitskiy – Rittschik 3:0; Hambüchen – Leibiger 5:0; Vennemann – Lindner 0:3. Sprung 7:6:  Likhovitskiy – Sawatzky 3:0; Wiemers – Lindner 0:1; Hambüchen – Leibiger 4:0; Vennemann – Fahrig 0:5; Barren 11:4: Likhovitskiy – Rittschik 4:0; Lotz – Lindner 2:0; Hambüchen – Leibiger 5:0; Gauch – Fahrig 0:4. Reck 13:0:  Likhovitskiy – Bock 1:0; Lotz – Leibiger 5:0; Gauch – Rittschik 3:0; Hambüchen – Fahrig 4:0. Topscorer: 1. Hambüchen 25, 2.  Likhovitskiy 19, 3. Fahrig 14.

Von Benedikt Bernshausen

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