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9. Oktober 2012
Likhovitskiy Superstar!

Von Benedikt Bernshausen

Biedenkopf. Die Obere-Lahn-Festspiele gehen weiter! Am Samstag gewann die KTV vor 1300 Fans ihr Erstliga-Heimdebüt gegen den FC Bayern München deutlich mit 55 zu 17 Scorepunkten. Topscorer war erneut KTV-Star Andrey Likhovitskiy (18 Punkte).

Waldemar Schiller reißt nach seiner Ringe-Kür die Arme in die Luft, geht zur Seite und küsst das Gestänge. Der „König der Ringe“ hat eine sensationelle Übung gezeigt, die fünf Punkte auf das Konto der KTV hievt. „Was gibt’s besseres? Das ist die Krönung!“, freut sich der Biedenkopfer, der am Boden zuvor die ersten Erstliga-Zähler sammelte. Trainer Albert Wiemers lobt die Übung seines Schützlings: „Das war ein geniales Ding!“

Die KTV Obere Lahn war klar die bessere Mannschaft. München wird den Gastauftritt nicht vergessen: Bei der Siegerehrung hingen die Mundwinkel. Keine zwei Minuten danach hatte sich der FCB-Tross aus dem Staub gemacht. Topscorer war erneut Andrey Likhovitskiy, der 18 Punkte einfuhr. Fabian Hambüchen steuerte 16 Punkte zum Erfolg bei, Fabian Lotz und Waldemar Schiller je acht. Die Münchener gewannen kein Gerät. Besonders an Pferd und Ringen düpierte der Aufsteiger die Truppe aus der bayrischen Hauptstadt – „das war einfach nur verrückt“, resümiert Albert Wiemers. Dem FC Bayern unterstellt Wiemers ein „riesiges Leistungsvermögen“. Doch habe der Gegner die KTV unterschätzt und sich offenbar von der Kulisse beeindrucken lassen: „Brian Gladow ist hier rein gekommen und sagte nur: Oh, Mann!“, erinnert der Trainer. Bis auf einen kleinen Patzer von Felix Wiemers am Boden, bot die KTV dem Gegner kaum Angriffsfläche. Überhaupt halfen diesmal – anders als in Stuttgart – beinahe alle Sportler bei der Punktejagd: Am Pferd holte Sebastian Quensell fünf Punkte gegen den 18-jährigen Bundeskaderathleten Lukas Schlotterer. Ebenfalls gegen Schlotterer erzielte Thore Gauch ein Unentschieden. Den Berliner Nationalturner Brian Gladow hielt Hambüchen in allen vier Duellen in Schach. 
Der zweite Sieg im zweiten Wettkampf, der die KTV Obere Lahn an die Tabellenspitze katapultierte, kommt dem Klassenerhalt gleich. „Der Druck ist weg“, sagt Albert Wiemers erleichtert und Fabian Lotz findet: „Jetzt können wir die erste Liga genießen!“ Seinem Freund Fabian Hambüchen war schon im Wettkampf klar: „Wir sind in der ersten Liga – und bleiben auch dort!“

Für Andrey Likhovitskiy war es der erste Wettkampf in Biedenkopf. Er spricht kein Deutsch. Doch er spürt wie sehr die Menschen hinter ihm stehen, ihn frenetisch feiern und nach jeder Kür aus hunderten Kehlen ein „Super Andrey“ durch die Halle schallt. Bei seiner Reck-Kür geht erneut ein Raunen um, Applaus brandet auf. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagt er und strahlt beim Blick über die volle Tribüne. Nach Stuttgart, fand er, könne sich das Team gegen Bayern noch steigern. Diesmal aber weiß auch Andrey Likhovitskiy: „Das ist jetzt nur noch ganz schwer zu toppen!“
Zeitgleich schreibt Sebastian Quensell Autogramme. In seinen Augen spiegelt sich die Rührung, die er in diesem Augenblick in sich trägt. Die Kinder schauen zu ihm und den anderen Turnern auf. „Ich hab´ richtig Gänsehaut“, gesteht er.

Fabian Hambüchen hat gehofft, München zu schlagen. Nach jeder Übung war er es, der das Publikum immer weiter aufgeheizt hat. „Die Menge kocht gleich“, versprach er im Wettkampf. Diesmal hat er einen sauberen Sechskampf abgelegt. Ringe „gut“, Sprung „richtig gut“, Reck: Hambüchen eben! 
Und das Herz von Thore Gauch? Letzte Woche dachte er, sei es für solche Anspannung nicht gemacht. In Biedenkopf fehlten ihm vor dieser Kulisse zwar die Worte – „doch hört das Herz dabei nicht auf zu schlagen!“

Die Duelle: 
KTV – FC Bayern: 55:17; Gerätepunkte: 12:0; Wettkampfpunkte: 335,10 : 314,30. 
Boden 4:3: Andrey Lihkovitsiy – Martin Konecny 0:0; Waldemar Schiller – Tim Tremmel 3:0; Fabian Hambüchen – Brian Gladow 1:0; Felix Wiemers – Artjem Weimer 0:3. Pferd 14:0: Fabian Lotz – Konechny 4:0; Sebastian Quensell – Lukas Schlotterer 5:0; Lihkovitsiy – Alexander Maier 4:0; Hambüchen – Gladow 1:0. Ringe 15:0: Lotz – Roman Kulesza 1:0; Lihkovitsiy – Lukas Dauser 5:0; Hambüchen – Schlotterer 4:0; Schiller – Maier 5:0. Sprung 7:6: Lihkovitsiy – Jakob Paulicks 3:0; Wiemers – Weimer 0:2; Hambüchen – Dauser 4:0; Jasper Vennemann – Konecny 0:4. Barren 8:4: Lihkovitsiy – Dauser 4:0; Lotz – Kulesza 0:4; Thore Gauch – Schlotterer 0:0; Hambüchen – Gladow 4:0. Reck 7:4: Lihkovitsiy – Kulesza 1:0; Lotz – Schlotterer 3:0; Gauch – Dauser 0:4; Hambüchen – Gladow 3:0.

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