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4. Dezember 2014
Bronze!!!

Finale Deutsche Turnliga

Ziel erreicht: Die KTV Obere Lahn hat im „kleinen Finale“ der Deutschen Turnliga die Bronzemedaille gewonnen. Angefeuert von rund 300 mitgereisten Fans schlug Biedenkopf die TG Saar mit 39:30 Scorepunkten.

 von Benedikt Bernshausen

 Karlsruhe. Kurz vor fünf Uhr am Abend heulen Sirenen im Fanblock auf, füllen Jubelschreie die Arena: Unter den Ringen bildete sich eine tanzende Menschentraube um Jasper Vennemann, der mit seiner soliden Übung und weiteren drei Scorepunkten den Sieg für Obere Lahn endgültig absichert. Schluss. Aus. Ende – Ziel erreicht!

Nach einem packenden Zweikampf gegen die Turngemeinde aus Dillingen im Saarland, beschließen die Oberhessen ihre Saison mit dem Erreichen des dritten Platzes. „Das ist die Krönung! Ich bin überglücklich“, betont Jakob Paulicks sichtlich gerührt. Und Vennemann findet später: „Ein hochklassiges Duell, eine enge Kiste – das hat einfach nur Spaß gemacht!“
Tatsächlich war der Ausgang des kleinen Finales bis zum letzten Gerät völlig offen. Weil dieser Wettkampf zeitgleich mit dem großen Finale stattfindet, ist die Geräteabfolge abgeändert worden. Nicht wie üblich am Reck, sondern an den Ringen fällt diesmal die Entscheidung. Bis dahin hat Obere Lahn acht Scorepunkte Vorsprung. Doch Eugen Spiridonov und Oleg Verniaiev, derzeit einer der besten Turner der Welt, verkürzen den Rückstand der Saarländer nach Duellen gegen Fabian Lotz und Andrey Likhovitkiy auf nur noch zwei Punkte. Trainer Albert Wiemers steht nicht still. Er läuft umher, durchblättert seine Notizen und stellt im Flüsterton kopfschüttelnd fest: „Scheiße, ist das spannend!“ Als dann aber Fabian Hambüchen vier Punkte gegen Waldemar Eichorn einsammelt, den Vorsprung damit auf sechs Punkte ausbaut, fällt spürbar eine Last von den Biedenkopfer Schultern. Theoretisch könnte Saar, bei einem Totalausfall von Obere Lahn im letzten Duell, zwar noch zehn Scorepunkte holen. Doch damit rechnet niemand ernsthaft. Barren-Weltmeister Oleg Verniaiev macht schon die Runde, gratuliert jedem seiner Gegner persönlich zum Sieg – der Rest ist Geschichte. Saar-Trainer Viktor Schweitzer erklärt: „Eigentlich wollten wir in diesem Jahr mehr erreichen, aber so geht es auch: Der vierte Platz ist kein schlechtes Ergebnis.“ Grund für die Niederlage seien letztlich Stabilitäsfehler am Pauschenpferd gewesen. „Da haben wir den Wettkampf verloren. Wenn Eichorn und Bykov durchturnen, hätten wir nicht sieben Minuspunkte bekommen, sondern vielleicht zwei, drei Pluspunkte gemacht!“

Überhaupt zeigten beiden Seiten diesmal eine Vielzahl von Fehlern. Fabian Hambüchen stellte sogar fest: „Das war unser schlechtester Wettkampf. Von Saar allerdings auch!“ Am Sprungtisch, an dem das Duell diesmal begann, brachte nur Jakob Paulicks seinen Sprung in den sicheren Stand. Waldemar Schiller setzte sich auf den Hosenboden, Ray Zapata Santana, der kurzfristige spanische Ersatz für Scott Morgan, landete auf allen Vieren und Fabian Hambüchen spurtete gar in Diskuswerfer-Manier mit mächtigen Schritten aus der Landezone heraus. Ähnliches Bild am Boden: Dort verstolpert Zapata gleich die erste Bahn, während Schiller auf der letzten wegrutscht und auf dem Rücken landet. Doch können die Saarländer die Steilvorlagen nicht nutzen: Am Sprung startete Tobias Matzke mit einer Bruchlandung, am Boden stolpert Superstar Verniaiev gleich mehrmals. Zwar gehen beide Geräte an Saar, der Punkteüberschuss beschränkt sich jedoch auf je nur zwei Zähler. Auf vier stabile Darbietungen von Obere Lahn am Pferd, dem vorletzten Gerät, folgen dann die besagten Absteiger von Eichorn und Bykov, die die Niederlage der Turngemeinde einleiten.

Andrey Likhovitkiy strahlt über beide Ohren. „Es ist sogar schöner Dritter zu werden, anstatt bloß Zweiter“, sagt er, insbesondere vor dem Hintergrund des verlorenen großen Finals im vergangenen Jahr. Ihm sei bewusst gewesen, dass es ein knapper Wettkampf werden würde. Weils es aber trotz der vielen Fehler zum Sieg gerreicht habe, sei er einfach „superglücklich“. Fabian Hambüchen ist froh, dass es nach dem Sieg gegen Wetzgau überhaupt zur Teilnahme am Finale gereicht hatte. Dass den Biedenkopfern die Teilnahme am großen Finale aber verwährt geblieben war, müsse das Team auf die eigene Kappe nehmen. „Wir hatten in der Saison knappe, teils dumme Niederlagen“, erinnert der Wetzlarer, aber: „Ende gut, alles gut!“
Anschließend kehrten die Lahnstädter ins „Badische Brauhaus“ ein. Was die große Turnfamilie dort erwarten würde, hatte Andrey Likhovitskiy schon in der Turnhalle veraten – ganz ohne Dolmetscher, in herrlich, russischem Akzent und mit geballter Jubelfaust: „P-A-R-T-Y!“ 

KTV Obere Lahn – TG Saar 39:30; Wettkampfpunkte 331,75:331,95; Gerätepunkte 8:4.

(Veränderte Gerätefolge) Sprung 4:6: Paulicks – Matzke 3:0, Hambüchen – Bykov 0:1, Zapata – Ehrmanntraut 1:0, Schiller – Verniaiev 0:5. Barren 6:5: Hambüchen – Eichorn 4:0, Lotz – Verniaiev 0:4, Likhovitskiy – Spiridonov 2:0, Paulicks – Bykov 0:1. Reck 10:4: Likhovitskiy – Eichorn 3:0, Hambüchen – Spiridonov 4:0, Lotz – Verniaiev 0:4, Paulicks – Bykov 3:0. Boden 5:7: Hambüchen – Ehrmanntraut 4:0, Lotz – Bykov 0:3, Zapata – Verniaiev 1:0, Schiller – Spiridonov 0:4. Pferd 7:2: Hambüchen – Eichorn 4:0, Likhovitskiy – Verniaiev 0:2, Quensell – Bykov 3:0. Ringe 7:6: Lotz – Spiridonov 0:2, Likhovitskiy – Verniaiev 0:4, Hambüchen – Eichorn 4:0, Vennemann – Michels 3:0. Topscorer: 1. Hambüchen 20; 2. Verniaiev 19; 3. Paulicks 6.

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